Berufsfeld

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Die Stellung des Lobbyisten in seinem Berufsfeld

  • Lobbyisten haben eine einflussreiche Stellung im Unternehmen und in Verbänden, da sie eine sehr wichtige Schnittstelle zwischen Unternehmen/Verband und der Öffentlichkeit darstellen.
  • Der Erfolg von Lobbyisten misst sich daran, ob sie es schaffen, den Ordnungsrahmen, die konkrete Gesetzgebung, die politische Landschaft bzw. die öffentliche Debatte dergestalt zu beeinflussen, so dass das Unternehmen bzw. der Verband davon profitiert oder zumindest nicht beeinträchtigt wird.
  • Lobbyismus besteht in den meisten Fällen in der Wahrnehmung und Durchsetzung von Individualinteressen, die allerdings ungleiche Ausgangslagen haben. Daher erfährt der Lobbyismus in der Öffentlichkeit besondere Aufmerksamkeit, da die Durchsetzung von starken Individualinteressen im Verdacht steht, Interessen der Allgemeinheit zu verletzen. Schlechter Lobbyismus, der die Öffentlichkeit vermuten lässt, dass hier ein Partikularinteresse ein Allgemeininteresse verletzt, kann daher für ein Unternehmen bzw. einen Verband starke Auswirkungen auf das öffentliche Ansehen haben, und dementsprechend auch auf Mitgliederzahlen, Absatzzahlen, Aktienkurse, medialem Interesse.
  • Dennoch sind innerhalb von Unternehmen und Verbänden die mit Lobbyismus beschäftigten Abteilungen gemessen an ihrer Aufgabe oft finanziell und personell unterbesetzt. Beispielsweise arbeiten in den meisten Berliner oder Brüsseler Lobbybüros von großen deutschen Unternehmen nicht mehr als 5-10 Mitarbeiter, meistens allerdings weniger.
  • Durch gute Planung und Verzahnung der Lobbyaktivitäten mit den anderen öffentlichkeitsbezogenen Aktivitäten eines Verbandes oder eines Unternehmens kann diesem Nachteil aber gerecht geworden werden.

Daten zum Berufsfeld „Lobbyist“

  • Es gibt anders als in anderen Berufen keine feste Berufsgruppe oder eine festgelegte staatliche Ausbildung - anders als in anderen Berufen kann eigentlich jeder Lobbyist werden.
  • Lobbyisten bezeichnen sich selbst als Interessensvertreter, Public Affairs Manager, PR-Beauftragte, Unternehmens- oder Verbandsrepräsentanten.
  • Da der Beruf nicht eindeutig gekennzeichnet ist, gibt es aber auch keine verlässlichen Strukturdaten über den Berufstand der Lobbyisten
    • Keine Berufsgenossenschaft zeichnet auf, wieviele Lobbyisten tätig sind oder erfasst Daten über Auftragsvolumen der Lobbyismus-Branche.
    • Kein Tarifvertrag zwischen einer Lobbyisten-Gewerkschaft und den Auftraggebern gibt Auskunft über die Lohnstruktur in diesem Dienstleistungs-Sektor.
    • Die Daten beruhen in den meisten Fällen auf Schätzungen, einzelnen Befragungen und Insider-Berichten von Branchenkennern.
    • Über verbindliche Verhaltensregeln und Kodizes wird in Brüssel und Berlin teilweise versucht, Auskünfte über Auftragsvolumen und Auftraggeber von Lobbyisten transparent zu machen zu erhalten, aber diese Kodizes sind bislang noch zu ungenau und unscharf.
  • Lobbyismus wird in der akademischen Literatur sehr selten unter dem Gesichtspunkt des Berufsfelds diskutiert.
  • Es gibt es zahlreiche Praxis-Ratgeber und Handbücher, die sich an zukünftige Lobbyisten wenden. Diese sind aber selten systematisch aufgebaut, sondern haben eher den Charakter von Erzählungen.
  • Eine Analyse anhand der Sozialstrukturen des Lobbyismus, also anhand wesentlicher Aspekte, wie Alter, Geschlecht, Einkommensverteilung, Ausbildung und Berufsbild, wird nicht erstellt.

Kompetenzen

  • Als wichtige Charaktereigenschaften werden von Branchenkennern oft genannt:
    • Seriosität
    • Verlässlichkeit
    • Glaubwürdigkeit
    • Redlichkeit
    • Profunde Kenntnisse der Materie
    • Professionalität
  • Als wichtigste Kompetenzen eines Lobbyisten in Deutschland gelten
    • politische Erfahrung,
    • politikwissenschaftliche Kenntnisse
    • Kenntnisse der politischen Institutionen
    • Kenntnis der „großen“ politischen Zusammenhänge
    • Wissen um Grundströmungen
    • Aktuelle Informationen über die Tagesereignisse
    • Fähigkeit zur politischen Analyse und zur Informationsverwertung
    • Fähigkeit der Kontaktpflege und Engagement in Netzwerken
  • Weniger wichtig sind
    • Kenntnisse aus den Wirtschafts- oder Kommunikationswissenschaften
    • Juristische Kenntnisse
    • Erfahrungen im Journalismus.

Rekrutierung

  • Grundsätzlich gibt es vier Arten der Rekrutierung, die für unterschiedliche Arten des Lobbyismus geeignet scheinen.
    • Externe Rekrutierung: für Spitzenpositionen in der Lobbyarbeit von Verbänden und Unternehmen werden oft ehemalige Spitzenpolitiker, ehemalige Abgeordnete oder Staatssekretäre verpflichtet. In vielen Public-Affairs-Agenturen arbeiten allerdings auch ehemalige Journalisten oder Studierende aus den neu geschaffenen Public Affairs Studiengängen.
    • Interne Rekrutierung: innerhalb der großen Verbände (bspw. der Gewerkschaften) ist es üblich, dass die Lobbyismus-Positionen von Mitarbeitern aus der Verbandshierarchie gefüllt werden. Unternehmen bilden nicht unmittelbar Mitarbeiter für den Lobbyismus aus, versuchen aber mittels Quereinstieg Mitarbeiter für die Lobby-Arbeit zu motivieren.

Wechsel von der Politik zum Lobbyismus

  • Die Unternehmens- und Verbandslobbyisten, die den Kontakt zur Politik organisieren sollen, entstammen oft aus der Politik oder der Ministerialbürokratie, da sie ihre Kontakte ins Unternehmen mitbringen.
  • Leider gibt es für Deutschland keine Statistiken darüber, wie viele Abgeordnete nach dem Ende der Mandatszeit Lobbyist werden.
  • In den USA allerdings gelten strenge Sperrfristen und Veröffentlichungsgebote von Abgeordneten, die lobbyistisch nach der Mandatsperiode tätig wollen, daher gibt es dort genauere Statistiken: nach einer Studie wurden ca. 43 Prozent der Kongressmitglieder Lobbyisten. Es ist anzunehmen, dass für die Abgeordneten in Deutschland eine ähnliche Zahl zutrifft.

Quereinstieg

  • Die in einem Unternehmen mit Lobbyismus betrauten Mitarbeiter sind oft Quereinsteiger.
  • Teilweise werden Mitarbeiter aus der Forschung oder dem Marketing für einige Zeit in die Lobbyismus-Abteilung rotiert, damit das Wissen um Abläufe im Produktionsprozess als Information in den entsprechenden Politikfeldnetzwerken zur Verfügung gestellt werden.
  • In den Lobbyteams gerade von Industrieunternehmen arbeiten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Naturwissenschaftler, Chemiker, Juristen und Agrarwissenschaftler.
  • Wichtig sind vor allem eine breite Qualifikation und die Kenntnis politischer Abläufe.

Ausbildung

  • Auch wenn Quereinsteiger, sei es aus dem Unternehmen heraus, sei es aus dem politischem Umfeld einer Branche, den Lobbyismus in Deutschland noch dominieren, so gibt es in Deutschland verstärkte Tendenzen, die Ausbildung zum Lobbyisten zu professionalisieren und zu institutionalisieren.
    • Es haben sich einige wissenschaftliche Institute gebildet, die zum Thema Lobbyismus arbeiten.
  • In den USA gibt es zahlreiche Masterstudiengänge im Bereich Public-Affairs-Management, Political Communication und Wahlkampf-Management, die auf politik-, wirtschafts- oder sozialwissenschaftliche Bachelor-Studiengänge aufbauen.
  • Auch in den Niederlanden oder Belgien gibt es auch zahlreiche Master-Studiengänge, die Public-Affairs-Management anbieten, gleichzeitig ist aber oft ein starker Europabezug gegeben.
  • In Großbritannien sind Aufbaustudiengänge in Public-Affairs-Management eher an politikwissenschaftliche Institute angeschlossen und ein „Master of Science“ wird verliehen. In den meisten europäischen Hauptstädten, insbesondere Paris, Brüssel und London, gibt es zahlreiche private Institute, welche Fortbildungskurse in Lobbyismus anbieten.
  • In Deutschland dominieren bisher Aufbaustudiengänge:
    • Universität Erfurt: „Master of Public Policy“ mit dem Inhalt: Politikmanagement, Politikberatung und Public Affairs
    • Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Berlin: mit dem „Master of European Administrative Management“ mit Möglichkeit des Abschlusses eines „Masters in European Public Policy“ an der South Bank University in London
    • Fachhochschule Bremen: „Master in European and World Politics“
    • Deutschen Institut für Public Affairs (DIPA) in Potsdam: „Master of Public Affairs“
  • Lediglich an einigen Universitäten werden Grundstudiengänge angeboten:
    • Fachhochschule Bremen: Bachelor „Internationales Politikmanagement“ – Inhalt: Ausbildung zu Tätigkeiten in öffentlichen Einrichtungen und Verbänden
  • Einige Universitäten bieten Weiterbildungen im Bereich Public Affairs an:
    • PR Kolleg in Berlin
    • Bayerische Akademie für Werbung (BAW).